Der EB-Weg-deutscher Teil: Tag 1

Tagebuch einer Reise durch den wilden Osten

Endlich geht ’s los. Allerdings viel zu spät. Ich sitz erst um 10 Uhr auf dem Rad. Eigentlich wollte ich schon 3 Stunden unterwegs sein. Die Strecke für heute ist bekannt. Den Rennsteig kenn ich in- und auswendig. Den könnte ich auch im Schlaf fahren. Auf der Hohen Sonne bin ich auf Kurs.

War früher mal DAS Ausflugsziel der Eisenacher. Steht aber schon seit den 80’ern wegen Baufälligkeit leer. Da das Gebäude aber unter Denkmalschutz steht und nicht abgerissen werden darf, lässt der jetzige Besitzer den Rest von der Natur erledigen. Werden wir wohl noch weitere 30 Jahre warten müssen, bis hier wieder ein vernünftiger Gaststättenbetrieb aufgenommen wird und mit dem provisorischen Container-Imbissstand vorlieb nehmen.

Bis zum Inselsberg geht es von hieraus  immer stramm bergauf.  Verfahren ist eigentlich unmöglich. Alle 200-300 Meter ist da ein weißes R an einen Baum gepinselt.

Das blaue Andreaskreuz auf weißem Grund ist mir früher so nie aufgefallen. Ist die Markierung für den EB-Weg in Thüringen. In Sachsen wechselt es ein paar Mal. Die Thüringer sind da konservativer. Wahrscheinlich haben die hier noch ein größeres Kontingent an blauer Farbe…

Ascherbrück bei Ruhla. Das Gasthaus hier heißt Hubertushaus und wurde erst nach der Wende gebaut. Vorher gab es hier nur einen Imbissstand, der auch nur an den Wochenenden betrieben wurde. Stand über ein Jahr leer. Jetzt gibt es aber wieder einen Pächter. Die Einkehr lohnt sich. Das Essen ist lecker…

…und einen Stempel gibt es hier auch. Das eigentliche Hubertushaus war ein Forsthaus und stand bis in die 60  ‚er  in der Nähe des Alexanderturms. Wer Zeit und Muße hat, der kann zu dem einen lohnenswerten Abstecher machen. Liegt nur 1,5 km vom Rennsteig entfernt. Der 21 Meter hohe Turm bietet einen tollen Ausblick über den westlichen Thüringer Wald und die Rhön.

Auf dem Inselsberg kann der Puls wieder langsam runter fahren. Die letzten Meter von der Brotteröder Hütte bis zum Gipfel über den Steilstich am Venezianerstein vorbei haben es in sich. Man kann auch die etwas leichtere Variante über den Radweg, aber das ist langweilig.

Endlich oben. Hier steht übrigens auch dieser Gedenkstein.

Man kann ’s schlecht lesen. “ K.V.STOY – Seine Jenaer Schulgemeinde auf der Reise 1885″

Ist eigentlich was fürs Thüringer Bilderrätsel. Naja, jetzt nicht mehr. Hat damals mit seiner Klasse ne einwöchige Wanderung durch den Thüringer Wald unternommen. Seitdem gibt es in unseren Schulen offiziell einen Wandertag.

Ich nehm hier oben nen schnellen Imbiss. Runter gehts über die Treppen und den Steilabstieg zur Grenzwiese. Für Wanderer die bessere, weil schönere Alternative, der Weg über die Reitsteine, noch dazu, da das kein Umweg ist, da der Trail sich unmittelbar neben dem steilen Asphaltweg befindet. Über ’n  Jagdberg und die ehemalige Heidekopfschanze Richtung Heuberghaus. War früher mal ne Jugendschanze, auf der ca 30 m möglich waren. Runter ne lustige Sache, hochwärts eher nicht. Da ist der Chickenway links die erste Wahl.

Immer mal wieder der nette Hinweis, dass man auch auf dem EB-Weg unterwegs ist. Hier am Abzweig zum Spießberghaus. Bis zur Ebertswiese geht ’s ganz entspannt dahin. An denen auch vorbei…

Wer hier in der Gaststätte einkehrt und etwas Glück hat, kann Gerhard Grimmer treffen, 1974 Weltmeister über die 50 km in Falun und lange Zeit der einzige deutsche Skilanglaufeinzelweltmeister, bis 2003 um genau zu sein. Seine Tochter betreibt nämlich den hübschen Gasthof. Das eigentliche Highlight liegt allerdings noch 300 Meter weiter etwas versteckt im Wald. Der Bergsee Ebertswiese… Wenn man das kalte Wasser nicht scheut, kann man sich hier auch als Klippenspringer versuchen. Es gibt ne 10 Meter- und ne 16 Meterklippe.

Bis Oberhof keine weiteren größeren Schwierigkeiten. Einziges nennenswertes Hindernis die Sperrhügel.

Aber der Forst hat den Weg, nach winterlichen Holzrückeaktionen, zu ner Autobahn ausgebaut. Fehlt nur noch ne Standspur und Parkboxen. Früher war das ein technisch und konditionell anspruchsvoller Anstieg mit Quer- und Längsrinnen und ner Menge Grobschotter dazwischen. Der  Grenzadler in Oberhof.

So sieht der Stein, der der Gegend die Bezeichnung gab, übrigens aus . Die Preußen haben den hier aufgestellt als sie nach dem Deutschen Krieg von 1866 das zum Hessischen gehörende Schmalkalden annektiert hatten.

Am Imbiss gibt ’s für mich ne Soljanka und ein Diesel. Dreieinhalb Stunden bis hier her, da kann ich mir ne  Pause leisten. Ich bin noch nicht ganz fertig, da tut sich was im Biathlonstadion. Das macht mich neugierig.

Schießtraining der Oberhofer Trainingsgruppe. Näher ran komme ich allerdings nicht. Schade. So kann ich leider nicht sehen, wer da ständig Fahrkarten produziert. Sieht komisch aus, wenn kein Schnee liegt. Zum Weltcup im Januar werden hier wieder 20000 Verrückte Oberhof zur größten Feiermeile Thüringens machen.

Stein 16…

Hier trifft der Rhön-Rennsteig-Weg, der an der Wasserkuppe beginnt, auf den berühmtesten Thüringer Wanderweg.

Die Säule am Rondell.  Wurde anläßlich des Straßenbaus errichtet. Hier wurde vor Kurzem eine Fußgängerbrücke über die viel befahrene Bundesstraße nach Zella-Mehlis gebaut. Besonders im Winter für die vielen Skilangläufer eine deutliche Erleichterung.

Nächstes Zwischenziel die Schmücke. Mit 942 m ü.NN der höchste Punkt meiner Tour in Thüringen.

Da hat sich doch tatsächlich ein vorwitziger Grashalm in den Vordergrund gedrängelt.

Ab hier wechselt übrigens der Charakter des Rennsteigs. War bisher Forstautobahn vorherrschend, wird es jetzt deutlich traillastiger mit vielen Wurzeln. Mir gefällt das deutlich besser. Der Trail „surft“ immer in der nähe der Straße ohne größere Höhenunterschiede dahin . Der Parkplatz am Großen Dreiherrenstein. Hier wären wir beinahe mal verhaftet worden, nur weil wir bei unserer 24 h-Rennsteig-nonstop Bezwingung mit unseren Stirnlampen die nächtlichen Disco-Heimkehrer irritiert haben…

Neustadt. Nette Hinweise haben die hier. Vielleicht komm ich nochmal drauf zurück.

An der Triniusbaude beginnt der wohl schönste Trail auf dem Rennsteig, der Aufstieg zum Ersteberg. Leider nehm ich den falsch rum.

Wenige Minuten später bin ich da…

Masserberg. Hier musste ich im letzten Jahr leider mein Projekt 340 wegen Dauerregens abbrechen… Die Bilder am Ende sprechen für sich.

Der Eselsberg.

Heute nehm ich mir die Zeit und besteige den Turm. Ein Wahnsinnsausblick auf das, was ich schon hinter mir habe und das, was noch vor mir liegt. Dauert ja nicht mehr lange und ich verlasse den Weg mit dem großen R.

Am Dreiherrnstein auf der Hohen Heide…

besteht die Möglichkeit, einen Abstecher zur Fehrenbacher Werraquelle zu machen.

Ein paar Kilometer weiter in Siegmundsburg gibt es noch eine. Wie das immer so im realen  Leben ist, die zwei Gemeinden streiten sich natürlich, welche die „echte“ Werraquelle“ ist. Die hier in Fehrenbach ist natürlich die einzig Wahre… Naja, wer ’s nicht glaubt, die andere ist ja nicht weit.

Die Eichsfelder Ausspanne. Hier gehen sechs Wege ab. Ich hab ’s schon einmal geschafft, den Falschen zu nehmen. Der Richtige ist der Unscheinbare da neben der Schutzhütte. Der Rennsteig macht hier richtig Spaß. So sieht das aus.

Man kann auch über den Radweg, der immer nur wenige Meter neben dem Trail verläuft…

aber ehrlich, das ist nicht wirklich ne Alternative. Den überlasse ich lieber den Körbchenfahrradfahrern…

Friedrichshöhe. Im Hintergrund der Sendemast vom Bleßberg.

Der Dreistromstein. Der markiert die Wasserscheide von Elbe, Rhein und Weser.

Auf der einen Seite fließt das Wasser über Grümpen, Itz, den Main und den Rhein , auf der anderen über die Saar, die Werra und die Weser  und die dritte Seite über den Rambach, die Schwarza, die Saale und die Elbe in die Nordsee. Bis zur Saale ist das auch mein Weg.

Von hier aus ist es übrigens nur ein Kilometer bis zur Siegmundsburger Quelle der Werra. Auf den kommt es jetzt auch nicht mehr an.

Kleines Päuschen.

Zurück auf dem Rennsteig mal wieder ein Anstieg, hier der über den Sandberg.

Hier befinden sich die Trainingsloipen des Wintersportvereins Limbach/Steinheid.

Wenig später bin ich in Neuhaus. Hier verlasse ich den Rennsteig. Bin ne Weile auf Suche nach dem richtigen Abzweig. An der Sparkasse werde ich fündig. Für heute geht es tendenziell nur noch bergab. Nix Hübsches. Forstweggeballer ohne große Höhenunterschiede.

Kein R mehr. Ab jetzt nur noch das blaue Andreaskreuz. Nicht mehr weit bis zu meinem nächsten Etappenziel…

Der Fröbelturm bei Oberweißbach, dem Geburtsort des „Erfinders“ der Kindergärten Friedrich Fröbel, zu dessen Ehren auf dem Kirchberg dieser Aussichtsturm errichtet wurde. Klar, dass ich da den Euro löhne und rauf stiefele. Geile Aussicht.

Einmal runter in den Ort und auf der anderen Seite wieder rauf Richtung Lichtenhain. Der Aufstieg ist heftig, aber zum Glück auf Asphalt. Dort das nächste Highlight. Hier wird die Oberweißbacher Bergbahn unterquert.

Mal sehen, ob auch eine hoch fährt…

Tatsächlich, da kommt eine…

cool…

Da verschwindet sie gerade im Oberbahnhof.

Es folgt der rasante Abstieg ins Schwarzatal.

Hammerausblick.

Auf dem Potsdamer Platz. Eigentlich schon hervorragend für ne Übernachtung geeignet. Kann mir aber nicht vorstellen, dass es den Gesetzeshütern gefallen würde, wenn ich da mein Feuerchen mache…

Unten. Die Schwarza, dat isse.  Richtig, richtig geil hier. Der folge ich ab sofort bis zur Mündung. Hier muss ich auf jeden Fall nochmal her, noch dazu, da mir immer wieder das rote Dreieck auf weißem Grund, die Markierung des Schwarza-Panorama-Wegs ins Auge fällt. Das ist ein Rundwanderweg rund um die Schwarza. Der nördliche Teil ist von der Quelle bis zur Mündung 89 km und der südliche 55 km lang. Wenn man sieht, wie der Weg sich immer wieder schmal und steil den Berg zu Einem der vielen Aussichtsfelsen hoch windet, Hammer… Mit dem Gefederten hat man hier bestimmt ordentlich Fun.

Stempel kann man hier auch sammeln, allerdings gehören die zum Schwarza-Panorama-Weg.

Das Erste, was ich von Schwarzburg sehe, ist die Burg.

Um die Burg muss ich rum.

Idyllisches Örtchen. Schmiegt sich an an den Burgberg auf der einen und die Schwarza auf der anderen Seite. Ne Fahrradfahrer-Kirche haben die hier auch.

Im Ort gibt es auch nen offiziellen Platz zum Goldwaschen. Die Schwarza ist nähmlich der goldhaltigste Fluss in Deutschland. Aber keine Angst, reich wird man mit den Mengen, die man hier raus holen kann, nicht.

Ein steiler Stieg mit einigen Stufen führt mich hoch zur Burg.

Die Burg aus der Ferne. Hier muss noch ne Menge Geld in die Hand genommen werden. Zwei drittel der Gebäude sind in erbärmlichen Zustand. Aber es tut sich was, wie die Gerüste zeigen.

Der Palais, der schon fertig gestellt ist. Der weitere Weg führt hoch zum Trippstein.

Schweinesteil. Das erste Stück bis zur 180°-Kehre kann ich noch fahren, dann ist Schluss.

Schiebestück. Wenig später wird ’s wieder fahrbar, ne Bahnstrecke wird gequert, dann bin ich oben.

Ne Schutzhütte mit Ausblick, mit grandiosem Ausblick.

Über nen feinen Trail geht es wieder runter ins Schwarzatal. Am Schweizer Haus bin ich unten. Noch ein paar Meter und ich hab mein Nachtlager gefunden. Direkt am Fluss. Baden in der Schwarza, Kohlenhydratspeicher auffüllen und ein Bierchen zur Belohnung.

Feierabend für heute…Ich telefonier noch mal mit Dirk Neubauer. Der meint ich wäre 170 km mit 3500 hm gefahren. Die Höhenmeter mögen stimmen, die Entfernung nicht. 130 km sind realistischer. Dirk hat übersehen, dass er schon in Creuzburg gestartet ist.

Am Lagerfeuer endet Tag eins. Wenn alle so werden wird ’s ne klasse Tour.

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